Die stadtpolitische Initiativenlandschaft Berlins ist groß und vielfältig. Wir wollen die Initiativen und ihre Arbeit vorstellen.

Das Kollektiv Raumstation hat sich 2013 als studentisches Projekt gegründet und zählt heute Ableger in drei Städten. Die Berliner Gruppe ist seit 2016 aktiv. Der Fokus der Kollektivarbeit liegt auf künstlerisch-aktivistischen Interventionen gegen die Privatisierung der Stadt, auf selbstorganisierte Wissensaneignung und Geschichtserzählung, sowie Vernetzung von Aktivist:innen.

Was war der Anlass der Organisierung und Gründung eurer Initiative?

Die Raumstation ist seit 2016 als Kollektiv in Berlin aktiv. Aus einem stadtpolitisch interessierten Freund:innenkreis heraus bestand der Wunsch, sich aktiv in die Diskurse für eine Stadt von unten einzumischen. Ursprünglich von Studierenden der Bauhaus-Universität Weimar im Jahr 2013 gegründet, besteht heute ein Netzwerk von Raumstationen in Weimar / Wien / Berlin, die in engem Austausch stehen.

Was ist der Schwerpunkt eurer Arbeit?

Der städtische Raum unterliegt einem zunehmendem Verwertungsdruck, der mit Ausschlussmechanismen und Marginalisierungsprozessen verbunden ist. Mit experimentellen Raumerkundungsmethoden und künstlerisch-aktivistischen Interventionen hinterfragen und kritisieren wir diese Entwicklungen und setzen uns für das Recht auf Stadt für Alle ein. Wir kartieren mit Anwohner:innen, um lokales Wissen zu bündeln und es zum Ausgangspunkt von Veränderungen zu machen; wir gestalten Workshops, Ausstellungen und Spaziergänge zu verborgenen Geschichten unserer alltäglichen Umgebung; wir bringen Menschen zusammen, um Netzwerke für eine Stadt von unten zu stärken.

In welchem Gebiet/Stadtteil/Bezirk seid ihr aktiv?

Ob Leerstand in schrumpfenden Städten wie Apolda, kaum frequentierte Bahnhöfe zwischen Berlin und Wrocław, der Dorfplatz vor einer Kirche in Thüringen oder die verdrängungsgefährdeten Kieze Berlins – unsere Projekte haben uns bisher in ganz unterschiedliche Gebiete geführt und wir sind weiterhin auf der Suche nach neuen Orten mit noch nicht erzählten Geschichten.

Mit wem seid ihr vernetzt?

Neben unserem raumstationären Netzwerk in Wien, Weimar und auch Zürich sind wir in Berlin vor allem mit der Recht auf Stadt Bewegung im Austausch. In den vergangenen Projekten haben wir unter anderem mit dem soziokulturellen Verein RAWcc, dem Arbeitskreis Kritische Geographie, dem Forum FURI und den Her(R)bergskirchen Thüringer Wald zusammengearbeitet. Außerdem sind wir Teil vom Verein Gemeinwohlorientierte Stadt e.V.

Auf welche Schwierigkeiten stoßt ihr bei eurer Initiativenarbeit?

Im Rahmen unserer Arbeit im Kollektiv stoßen wir immer wieder an Grenzen: Wie finanzieren wir einen Arbeitsraum? Wie lässt sich ehrenamtliche Arbeit mit Lohnarbeit und Studieren vereinen? Welcher Grad der Professionalisierung ist mit unseren Idealen vereinbar? 

(Wie) können Interessierte bei euch mitmachen?

Wir sind ein offenes Kollektiv! Wenn ihr interessiert seid mitzumachen, schreibt uns am besten eine Mail an berlin@raumstation.org und wir laden euch mit anderen Interessierten zu einem offenen Plenum ein.

Welches Potential für gesellschaftliche Veränderung seht ihr in eurer Initiativenarbeit?

Mit unserer Arbeit wollen wir eingefahrene Sichtweisen auf unsere alltägliche Umgebung aufbrechen, gängige Deutungsmuster hinterfragen und uns gemeinsam mit anderen Menschen aktiv einmischen.Indem wir in unseren Projekten das Alltägliche in den Fokus rücken und mit kleinen Eingriffen im öffentlichen Raum intervenieren, zeigen wir Machtstrukturen, koloniale Spuren und kapitalistische Verwertungsmechanismen auf und schlagen zugleich Alternativen vor. In Interaktion mit den Menschen vor Ort imaginieren wir gemeinsam eine solidarische, widerständige und partizipatorische Stadt. 

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