Ressourcen gewinnen für lokale Initiativen
Engagierte Mieter*innen und wohnungs- und mietenpolitische Initiativen investieren viel Zeit und Energie in ihre Arbeit – und das ehrenamtlich. Zusätzlich benötigen viele Aktivitäten auch finanzielle Ressourcen, die oft aus privaten Mitteln gestemmt werden oder nicht umgesetzt werden können, weil die Finanzierung fehlt. Mit dieser Handreichung, im Auftrag des IniForums erstellt von Martin Georgi, Vorsitzender des Deutschen Fundraising Verbandes, soll Initiativen und Mieter*innengemeinschaften eine Hilfestellung gegeben werden, wie sie durch Fundraising (finanzielle) Ressourcen einwerben können.
1. Vorbermerkung
Diese Handreichung soll einen ersten Einblick für lokale Initiativen in das Fundraising geben. Wer sich genauer informieren will, findet im Internet oder im Buchladen viele weitere Informationen und Ratgeber. Man kann sich auch beraten lassen durch eine*n Berater*in, oder sich kollegialen Rat in verschiedenen Gruppen und Austauschformaten suchen: einen kleinen Überblick zu Informationsressourcen gibt es am Ende dieser Handreichung.
Zuerst sollten wir definieren: was verstehen wir überhaupt unter „Fundraising“?
Fundraising:
Die systematische Akquise von Ressourcen (Finanzen, Sachmittel, und andere Formen der Unterstützung) für gemeinnützige Organisationen und gemeinwohlorientierte Projekte.
Zum Fundraising gehören ganz unterschiedliche Tätigkeiten, wie z.B. die Einwerbung von Geld- und von Sachspenden, die Beantragung von Geldern, die Gewinnung von kostenlosen Dienstleistungen und von ehrenamtlicher Mitarbeit, und anderes mehr.
Um erfolgreich Fundraising zu betreiben, sind einige Dinge vorab zu klären.
2. Vorab zu klären
Was wollen wir machen, und was brauchen wir dafür?
Zuerst müssen wir klären, wen wir mit unserer Arbeit erreichen wollen, was genau in unsere Arbeit passt, und welche Ressourcen gebraucht werden. Eine klare Beschreibung dessen, was wir langfristig vorhaben (übergreifende Ziele) und was wir kurzfristig in den nächsten ein bis zwei Jahren machen wollen (Arbeits-/ oder Projektplan) ist Grundvoraussetzung für gutes Fundraising. Möglichst konkret: was wollen wir machen, welche Summen / wieviele und welche Personen / welche Sachmittel brauchen wir, und in welchem Zeitrahmen soll das geschehen?
Wichtig ist, dass wir zuerst unsere Ziele und Aufgaben selber bestimmen und erst dann auf die Suche nach Ressourcen gehen. Sonst besteht die Gefahr, dass wir den Inhalt und die Ziele unserer Arbeit nicht selber bestimmen, sondern nach den Wünschen der Ressourcengeber*innen ausrichten.
Was wollen wir bewirken mit dem, was wir tun?
Zunehmend geht es im Fundraising darum, nicht nur konkret beschreiben zu können, was wir machen wollen und was dafür gebraucht wird, sondern es wird erwartet, dass wir auch die beabsichtigte Wirkung unserer Arbeit darstellen können. Also müssen wir nicht nur Aktivitäten und Tätigkeiten beschreiben, sondern müssen auch erläutern können, was bei den Zielgruppen und in deren Umfeld langfristig erreicht werden soll. Wie wollen wir die Wirkung unserer Arbeit messen, wann wissen wir, wann wir erfolgreich waren?
Wer sind wir?
Wenn wir Unterstützung suchen ist eine Beschreibung unerläßlich, wer in unserer Initiative mitwirkt. Wir sollten sagen, wie groß die Initiative ist, seit wann sie besteht. und wer die verantwortlichen Ansprechpartner*innen sind. Es sollte auch erwähnt werden, welche Struktur / Rechtsform wir haben, und wie wir steuerlich eingestuft sind. (Siehe Kasten rechtliche und steuerliche Fragen am Ende).
Wer macht unser Fundraising?
Fundraising ist dann besonders erfolgreich, wenn es in der Organisation gut verankert ist und gemeinsam getragen wird. Bei ehrenamtlich tätigen Initiativen empfiehlt es sich, eine FundraisingGruppe zu gründen, die die verschiedenen Fundraising-Aufgaben und Tätigkeiten unter sich aufteilt. Die Gruppe sollte eng mit der Leitung und dem Rest der Initiative zusammenarbeiten und regelmäßig über den Stand des Fundraisings berichten.
Einzelne Fundraisingaufgaben können von einem Dienstleister oder einer Beraterin vertraglich gegen Honorar übernommen werden. Falls die Initiative hauptamtliches Personal bezahlt, dann können die Fundraising-Aufgaben auch hauptamtlich koordiniert werden und entsprechend dafür qualifiziertes Personal eingestellt werden.
Wie informieren und kommunizieren wir?
Gutes Fundraising ist ein Dialog mit den Ressourcengeber**innen, hierzu gehört neben der direkten Bitte um Unterstützung begleitend auch die Bereitstellung weiterer Informationen, wie z.B. ein Newsletter, eine aktuell gehaltene Webseite, und eine aktive Präsenz auf Social Media. Unterstützer*innen werden sich heutzutage vor einem finanziellen oder persönlichen Engagement meistens im Internet informieren wollen über die Initiative. Zusätzlich empfiehlt es sich, eine Kurzdarstellung der Initiative („Flyer“) bereit zu haben, in der auch das Spendenkonto prominent angeben wird und zur Mitarbeit aufgerufen wird. Nach Abschluss des Jahres werden die Aktivitäten des vergangenen Jahres inklusive der Finanzen in einem Jahresbericht auf der Webseite der Initiative veröffentlicht und einzelne Papierexemplare verfügbar gemacht – ein Jahresbericht ist für große Spenden und institutionelle Förderung oft eine Grundvoraussetzung.
Gibt es Ausschlusskriterien für unser Fundraising?
Einige Initiativen haben klare Regeln, aber sehr oft gibt es Unklarheiten oder nur ein diffuses Unbehagen gegenüber einigen Geldquellen. Man sollte unbedingt miteinander vorab klären, ob es Ausschlusskriterien gibt, denn nichts ist für Fundraiser*innen demotivierender, als wenn sie stolz melden: wir können Geld von Behörde X oder Firma Y oder Spenderin Z kriegen, nur um dann zu hören: aber von dieser Person oder von dieser Quelle wollen, dürfen oder sollten wir gar keine
Unterstützung kriegen. Also fragen wir uns zu Beginn:
- Nehmen wir grundsätzlich Unterstützung von allen staatlichen Stellen an, oder beschränken wir uns auf die lokale, nationale, oder EU-Ebene, oder nur auf bestimmte Ministerien? Oder wollen wir ganz unabhängig von jeder staatlicher Unterstützung bleiben?
- Nehmen wir grundsätzlich Geld von Firmen an, oder nur von kleinen lokalen Firmen bis zu einer gewissen Größe, oder nicht von Firmen die in bestimmten Bereichen tätig sind (z.B. Pharma, Rüstung) oder die gewisse Bedingungen nicht einhalten (Gewerkschaftsrechte, Lieferketten, Klima/ Umweltschutz)? Hier der Hinweis, dass die Prüfung von Kriterien bei Firmen kompliziert sein kann und spezielle Expertise benötigt.
- Nehmen wir grundsätzlich Geld von privaten Stiftungen aller Art an, oder haben wir da Ausschlusskriterien gegen gewisse Stiftungen? Wie sieht es mit politischen Stiftungen aus? Akzeptieren wir Unterstützung durch kirchliche Organisationen?
- Nehmen wir grundsätzlich Geld von Privatpersonen aller Art an, auch von sehr vermögenden Privatpersonen, oder von gewissen Personen nicht?
Man sollte von Zeit zu Zeit seine Ausschlusskriterien überprüfen, ob sie noch relevant sind, und sich bei vergleichbaren Initiativen informieren, wie diese das Thema handhaben. Wichtiger als der „Ausschluss“ gewisser Unterstützer*innen ist die klare Festlegung, dass man selber die Themen und Inhalte der Arbeit definiert und dies nicht durch die Ressourcengeber*innen geschieht. Hilfreich ist eine positive Festlegung: welche Art von Unterstützung suchen wir in erster Linie?
3. Hauptquellen
Einzelpersonen
Für Mitarbeit, Mitgliederbeiträge, Förderbeiträge, Spenden
Die Unterstützung durch Einzelpersonen passt sehr gut zu Initiativen, wird aber oft viel zu wenig beachtet. Vermeintlich kommen hier nur „kleine“ Summen, aber wenn viele etwas beitragen dann können sehr hohe Summen zusammen kommen. Wenn die Zahlungen regelmäßig und verläßlich sind (monatlich per Dauerauftrag oder per Einzugsermächtigung) dann ergibt sich eine große Stabilität. Z.B. 100 Personen zahlen 5 € pro Monat Mitgliedsbeitrag, das sind 6000 € jährlich. Oder 50 Personen spenden durchschnittlich 100 € im Jahr, dann sind das 5000 €. Für Mitarbeit in der Initiative sind Einzelpersonen natürlich unerläßlich, oft wird aber gezögert, diese auch um einen Mitgliedsbeitrag oder um eine (regelmäßige) Spende zu bitten.
ACHTUNG: Wenn viele Einzelpersonen gewonnen werden sollen ist eine gute Datenbank unerlässlich. Mitglieder und Spender*innen sollten regelmäßig informiert werden, nicht nur bei einer jährlichen Mitgliederversammlung (für Mitglieder) oder bei Infoveranstaltungen und Treffen, sondern durch regelmäßige schriftliche Informationen oder einen Newsletter, und durch Berichte auf der Webseite und auf Social Media.
Großspender*innen
Menschen mit Vermögen oder hohen Einnahmen können für Initiativen größere Summen spenden. Dies ist besonders sinnvoll zu Beginn des Fundraisings, um die ersten Schritte zu finanzieren und erste Erfolgserlebnisse zu erreichen. Großspender*innen sind interessiert am Fortgang der Arbeit und sollten regelmäßig informiert werden. Oft reicht eine inhaltliche Darstellung, manche Großspender*innen erwarten aber auch eine finanzielle Berichterstattung. Die Grenze für „Großspenden“ setzt jede Organisation selber: oft geht es um Spenden ab 10.000 € jährlich, aber es gibt auch höhere und niedrigere Grenzen, ab denen Menschen als „Großspender“ gelten.
ACHTUNG: Besonders wichtig ist der zügige Dank (wie bei allen Spenden, aber natürlich insbesondere bei größeren Spenden), und die regelmäßige Information der Spender*innen über die laufende Arbeit, damit sie wiederholt spenden und nicht nur einmalig. Hierzu gehört z.B. auch das Angebot eines Hintergrundgesprächs mit der Leitung des Vereins, und natürlich die Einladung zu Veranstaltungen (wie auch für andere Spender*innen).
Beispiele: Die Akquise von Großspender*innen beginnt am besten im Umfeld der Initiative, bei Menschen die die Arbeit schon kennen oder die aus dem persönlichen Umfeld der aktiven Menschen der Initiative stammen. Da oft nicht im voraus bekannt ist, wieviel Kapazität eine Spender*in zum Spenden hat, sollten bei allgemeinen Kommunikationsmaßnahmen sowohl auf die Möglichkeit von kleinen wie großen Spenden hingewiesen werden, am besten durch die Angabe konkreter kleiner und größerer Summen, die für die Arbeit benötigt werden.
Öffentliche Quellen
Eine Vielzahl von öffentlichen Stellen stellen Budgetlinien zur Verfügung. Oft bedarf es einiger Recherche und Kontakte, um herauszufinden, welche Quellen für die Initiative überhaupt geeignet sind. Öffentliche Finanzierung ist für viele Initiativen eine wichtige Basisfinanzierung, sie hat aber auch erhebliche Schwierigkeiten: es gibt zum Teil komplizierte Bewerbungsverfahren mit vielen Regeln, es gibt oft erhebliche Konkurrenz um knappe Budgettitel und manchmal komplizierte Abrechnungsmodalitäten. Zusätzlich gibt es politische Unwägbarkeiten, denn bei politischen Änderungen können Mittel schnell mal blockiert, verschoben oder auch eingestellt werden.
ACHTUNG: Bei öffentlichen Mitteln ausreichend Kapazität für Antragstellung, Begleitung und Abrechnung des Projekts sicherstellen. Sehr sinnvoll ist es, öffentliche Mittel durch Fundraising in anderen Bereichen zu ergänzen. Viele Fördernde verlangen, dass auch andere Mittel (Eigenmittel) vorhanden sind, und wegen der Unsicherheiten bei einigen öffentlichen Förderlinien ist es gut, sich nicht allzu abhängig von ihnen als einzige Geldquelle zu machen.
Beispiele: Datenbanken (siehe Infokasten am Ende) geben eine Übersicht über Förderprogramme.
Der Berliner Senat bietet einige Fördermöglichkeiten für Initiativen in Berlin, und verschiedene Bundesministerien bieten von Zeit zu Zeit Fördermöglichkeiten, so z.B. das BAMF die Projektförderung „Sozialer Zusammenhalt“. Bei einer gut funktionierenden Initiative ist auch ein EU-Antrag denkbar, der oft eine Partnerschaft zu Initiativen in anderen europäischen Ländern voraussetzt. EU-Anträge sind komplizierter ist als andere Anträge, aber bringen auch größere Fördersummen. Ein Beispiel ist das EU-Förderprogramm „Bürgerinnen und Bürger, Gleichstellung, Rechte und Werte (CERV).
Private Stiftungen, Lotterien
Es gibt viele Tausende von Stiftungen in Deutschland, bei denen Geld beantragt werden kann. Auch Soziallotterien sind eine gute Geldquelle. Die Bedingungen für Beantragung und Berichterstattung unterscheiden sich von Stiftung zu Stiftung und von Lotterie zu Lotterie: einige sind extrem einfach, wahrend andere umfangreiche Antrags- und Abrechnungsprozeduren haben.
ACHTUNG: Wie bei öffentlichen Mitteln muß ausreichend Kapazität für Antragstellung, Begleitung und Abrechnung des Projekts sichergestellt werden. Stiftungsgelder werden sinnvoll durch Fundraising in anderen Bereichen ergänzet. Viele Fördernde verlangen, dass auch andere Mittel (Eigenmittel) vorhanden sind. Viele Stiftungen fördern nur für einen begrenzten Zeitraum oder für Projekte, daher braucht es für eine langfristige Sicherung der Arbeit mehrere Geldquellen.
Beispiele: Bewegungsstiftung, GLS Treuhand, Stiftung Mitarbeit, Deutschte Stiftung für Engagement und Ehrenamt, alle leicht auffindbar online. Weitere Stiftungen / Datenbanken siehe Infokasten unten. Die Deutsche Postcode Lotterie fördert soziales und politisches Engagement, die Deutsche Fernsehlotterie fördert verschiedene Arten von sozialen Projekten, und die Aktion Mensch Lotterie unterstützt die Inklusion für Menschen mit Behinderung (auch die Barrierefreiheit für physische Räume und Webseiten) sowie die Arbeit mit Jugendlichen und Menschen mit sozialen Schwierigkeiten.
Weiterführende Informationen siehe Infokasten am Ende.
Firmen
Firmen sind zunehmend daran interessiert, eine soziale Seite zu zeigen in der Öffentlichkeit und gegenüber ihren Kunden und ihren Investoren („CSR – Corporate Social Responsibility). Ausserdem unterstützen immer mehr Firmen auch das Engagement ihrer Mitarbeiter*innen, und geben dafür Sonderurlaub oder unterstützen Spenden mit zusätzlichen Geldern. Man kann für Veranstaltungen oder auch für die laufende Arbeit einzelne Firmen anfragen für eine Finanzierung. Sinnvoller aber ist es, mit einigen Firmen eine längerfristige Kooperation einzugehen über mehrere Jahre, und auch die Mitarbeiter*innen der Firma mit einzubeziehen.
ACHTUNG: Die Ansprache von Firmen setzt voraus, dass jemand in der Initiative in der Lage ist, die Arbeit den Firmen zu erläutern, denn Firmen sprechen oft eine andere Sprache als Initiativen. Man sollte bei Firmen vorher gut überlegen ob es Ausschlussgründe gibt (ebenso wie bei anderen Quellen, aber bei Firmen taucht das Problem besonders häufig auf) und gewisse Firmen gar nicht angesprochen werden sollen. Zu klären ist, ob die Gelder als Spenden eingenommen werden ohne Gegenleistung durch die Initiative und nur einem Dankeschön, oder als Sponsoring (mit Vertrag und Umsatzsteuer) mit einer Gegenleistung durch die Initiative (z.B. Öffentlichkeitsarbeit).
Beispiele: Lokale Firmen im Umfeld der Initiative sind oft bereit, mit kleineren Summen oder anderer Hilfe zu unterstützen. Für größere Firmen empfiehlt es sich, zu prüfen ob diese bereits zum Thema engagiert sind oder ob sie Produkte bieten, die einen Bezug zum Thema haben. Die Engagierten in der Initiative können die Firma, in der sie tätig sind, versuchen zu gewinnen, oder sie kennen vielleicht jemand aus der Führung einer Firma, die für das Thema Interesse haben.
Weitere Geldquellen
Es gibt noch viele weitere Geldquellen, die aber oft bei kleineren Initiativen zumindest am Anfang des Fundraisings noch nicht relevant sind, aber nach einiger Zeit ergänzt werden können. Hierzu gehören beispielsweise Bußgelder und vor allem Erbschaften.
4. Vorgehensweise
Es ist sinnvoll, beim Fundraising von „innen“ nach „außen“ vorzugehen. Wer kann selber unterstützen, wer kann jemand aus seinem Freundes- und Bekanntenkreis ansprechen, wer kennt jemand bei einem Unternehmen oder bei einer Stiftung oder in der Politik. Gegebenenfalls sollte man zur Unterstützung eine Beratung nutzen oder spezialisierte Dienstleister beauftragen. 1. Direkte Ansprache im persönlichen Gespräch oder am Telefon ist aufwändig, aber der beste Weg. Falls die Initiative noch nicht bekannt ist, sollte man einladen zu einer Veranstaltung oder einem Treffen der Initiative, um die Arbeit und die Aktiven kennenzulernen.
- Brief / Email an bestehende Adressen. Man berichtet über die Aktivitäten und bittet um Unterstützung, und erweitert den Adressbestand durch Veranstaltungen, Infozettel oder Social Media. Adressnutzung muss korrekt angekündigt und verwaltet werden (Datenschutz, -bank).
- Social Media – jede* kann sein Netzwerk direkt anschreiben und auf die Initiative hinweisen. Man sollte eine Seite der Initiative z.B. auf Facebook oder LinkedIn oder Instagram regelmäßig pflegen – je nach Schwerpunkt der Initiative und Zielgruppe. Wenn die Initiative eine starke Präsenz im Internet hat sind auch „Crowdfunding“ Kampagnen möglich, bei denen viele Einzelspendende aufgefordert werden, zu einem Funding-Ziel beizutragen.
- Anträge stellen bei öffentlichen Stellen oder bei privaten Stiftungen. Es gibt Verzeichnisse und Listen für Förderer (siehe Infoteil), ausserdem kann man befreundete Initiativen um Rat bitten, oder auch politische Vertreter*innen im Bezirk oder Land, die die Fördertöpfe kennen.
- Neue Initiativen oder Initiativen ausserhalb der traditionellen Förderlandschaft müssen sich oft erst die Fördermöglichkeit erkämpfen. Dies geschieht durch politische Arbeit gegenüber staatlichen Institutionen und durch Kontaktpflege zu Stiftungen, Teilnahme und Präsentation bei Ausschüssen oder bei Stiftungstreffen.
- Großspender*innen findet man zuerst über eigene Kontakte bzw. im eigenen Adressbestand, dann auch über soziale Medien oder spezialisierte Recherche (Nutzung von Beratung oder Expertise).
- Firmen ansprechen, idealerweise in der Nachbarschaft über direkte Kontakte zu der Leitung der Firmen, oder direkte Ansprache kleinerer Firmen im Umfeld. Auch über Firmenzusammenschlüsse (Handelskammer u.a.) lassen sich geeignete Firmen finden sowie in „Clubs“ (z.B. Rotarier, Lions, u.a.) in denen sich viele Firmenleitungen versammeln
Projektfinanzierung vs. Grundfinanzierung
Um die Arbeit der Initiative gut darzustellen und Interesse für Mitarbeit und finanzielle Unterstützung zu wecken, ist es sinnvoll, einzelne „Projekte“ zu definieren, die durchgeführt werden. Projekte haben einen Beginn und Ende (oft 6 Monate oder ein Jahr, auch länger) und ein spezielles Projektbudget. Staatliche Förderstellen, Stiftungen und Lotterien fördern vorzugsweise oder ausschließlich Projekte. Um die laufende Arbeit der initiative und laufende Kosten zu finanzieren, und um langfristige Planungssicherheit und auch um längere Verträge für Mitarbeiter*innen zu ermöglichen ist es unerläßlich, auch eine mehrjährige Grundfinanzierung sicherzustellen. Dies geschieht am leichtesten über Mitgliedsbeiträge und regelmäßige private Spenden. Aber wenn die Initiative bereits eine Weile besteht und erste Projekte erfolgreich durchgeführt hat, ist es auch möglich, mehrjährige Finanzierung für die laufende Arbeit bei Stiftungen zu beantragen oder von öffentlichen Stellen eine Grundfinanzierung zu fordern. Dies erfordert aber manchmal intensive (politische) Überzeugungsarbeit.
Der Fundraising-Plan
Für ein gutes Fundraising ist ein Fundraising – Plan zu erstellen, am sinnvollsten für mindestens ein Jahr oder sogar mehrere Jahre. Hier geht es darum, alle wichtigen Punkte aufzulisten, also
- wofür man Unterstützung sucht
- wer das Fundraising verantwortet
- welche Ressourcen in welchem Zeitraum insgesamt eingeworben werden sollen
- welche Prioritäten man setzt im Fundraising bei den Geldquellen (wieviel wird von welcher Quelle angestrebt)
- welche Ressourcen (Budget) man selber einsetzt für das Fundraising
- welche Veranstaltungen und Kommunikationsmaßnahmen das Fundraising begleiten
- wie und wann man sein Fundraising auswertet (z.B. nach 6 Monaten, nach einem Jahr) und es dann je nach Erfolg anpasst und neu justiert
Aller Anfang ist schwer – erste Erfolge anpeilen
Für viele Initiativen, insbesondere für kleine Initiativen ohne festes Personal, ist es eine große Herausforderung, überhaupt mit dem Fundraising zu beginnen, und auch die Mittel zu finden, um die ersten Fundraising-Schritte zu bezahlen.
Daher ist es wichtig, seine ersten Ziele realistisch und überschaubar zu definieren. Wenn man die ersten 5.000 oder 10.000 € erfolgreich eingesammelt hat, einige Freiwillige gefunden, oder eine erste Büroausstattung eingeworben hat, dann sind die nächsten Schritte leichter und man kann sich größere Ziele setzen.
Langer Atem, und dran bleiben!
Manchmal gelingt es, schon nach wenigen Monaten erste Erfolge im Fundraising zu haben. Aber man braucht meistens für Fundraising einen längeren Atem. Es empfiehlt sich, einen ersten Zeitraum von mindestens 1-1,5 Jahren vorzusehen, weil oft erst dann langsam erkennbar wird, welche Fundraising-Maßnahmen erfolgreich sind. Bei einigen Maßnahmen kann es sogar mehrere Jahre und länger dauern, bis man sie „richtig“ ausgerichtet hat und sie Erfolg zeigen.
Wenn mal mit seinen ersten Versuchen nicht erfolgreich ist, sollte man nicht sofort aufgeben, sondern mindestens einen zweiten oder dritten Versuch machen, vielleicht mit einer leichten Variation oder Abwandlung. Wenn man nach 6-12 Monaten merkt, dass man in einem Gebiet überhaupt nicht vorankommt, sollte man nach einer Auswertung einen neuen Weg einschlagen.
Weitere Informationen, Kontakte und Austausch zum Fundraising
Unterstützung und kollegialen Austausch bieten folgende Organisationen und Institutionen:
Deutscher Fundraising Verband (DFRV) als Dachverband Fundraising www.dfrv.de
Für lokale Initiativen in Berlin besonders zu empfehlen ist die
- Regionalgruppe Berlin: https://www.dfrv.de/arbeitsgruppen/regionalgruppen/berlin/
- Fachgruppe Fördermittel: https://www.dfrv.de/arbeitsgruppen/fachgruppen/foerdermittel/ – Weitere Fachgruppen zu Themen wie Kultur, Bildung, Gesundheit u.v.a.m.
Der DFRV bietet regelmäßig Webinare und Veranstaltungen an, unter „Events“ auf www.dfrv.de
Deutsche Stiftung für Engagement und Ehrenamt (eine Bundesstiftung)
Unter https://www.deutsche-stiftung-engagement-und-ehrenamt.de/ finden sich viele Informationen und Förderprogramme für ehrenamtliche Arbeit
Fortbildungen zum Fundraising (überwiegend kostenpflichtig)
- Übersicht von Anbietern beim Deutschen Fundraising Verband www.dfrv.de
- Fundraising Akademie www.fundraisingakademie.de
- EMCRA www.emcra.de
- Förderlotse (Fortbildung Fördermittel) www.foerderlotse.de
- Verschiedene Universitäten und Fachhochschulen
- Volkshochschulen
- Verbände (z.B. Paritätischer Wohlfahrtsverband, www.paritaet-berlin.de)
Aktuelle Informationen zum Fundraising und zu neuen Unterstützngsmöglichkeiten
- Google-Suche mit einigen zentralen Begriffen Eurer Arbeit verknüpft mit verschiedenen Worten wie „Unterstützung“, „Spenden“, „Engagement“, „Förderung“
- Bundesverband deutscher Stiftungen (Datenbank) www.stiftungen.org
- Förderlotse (Datenbank) www.foerderlotse.de
- Förderdatenbank des Bundes, nicht nur für Bundesgelder www.foerderdatenbank.de
- Zuwendungsdatenbank Berlin (bereits erfolgte Förderungen, gibt Hinweis welche Förderung in der Vergangenheit gewährt wurde)
- Das „Fundraising Magazin“ bietet ein Portal mit Informationen https://www.gutes-wissen.org/
- Umfangreiche Informationen und Best-Practice Beispiele zum internationalen Fundraising findet man bei sofii https://sofii.org/ (auf Englisch)
Rechtliche und steuerliche Fragen
Im Rahmen dieser Zusammenstellung ist es nicht möglich, ausführlich auf rechtliche Details und steuerliche Fragen einzugehen. Einige Basis-Informationen lassen sich leicht im Internet oder bei offenen Informationsquellen finden (siehe „Weitere Informationen“), im Zweifel solltet Ihr Euch durch Expert*innen im Vereins- oder Steuerrecht beraten lassen. Ganz grob lässt sich sagen:
Rechtsform
- die in Deutschland häufigste Organisationsform ist der Verein (eingetragener Verein oder e.V.). Ein Verein hat den Vorteil, dass er sehr leicht zu gründen ist, eine demokratische Struktur hat wo alle Mitglieder eine Stimme haben, und die Gründung kaum Kosten verursacht.
- Wenn Eure Initiative wirtschaftlich tätig sein möchte und z.B. viele Einnahmen über Verkäufe oder Veranstaltungen generieren möchte empfiehlt sich eher eine GmbH oder deren „kleine“ Form, die UG. Hier entscheiden die Anteilseigner (Gesellschafter), die die Gesellschaft gegründet haben, und die Geschäftsführung hat einen hohen Gestaltungsfreiraum.
- Für bestimmte Tätigkeiten, wo sich viele Leute aktiv selber einbringen wollen mit ihren Fähigkeiten aber auch von den gemeinsamen Aktivitäten profitieren kann eine Genossenschaft relevant sein. Ein Problem ist, dass man einen Aufsichtsverband für seine Genossenschaft braucht, und dies ist im sozialen und gemeinnützigen Bereich schwach ausgeprägt.
- Für Initiativen meist nichtrelevant ist die Rechtsform der Stiftung, denn hier wird zu Beginn ein größeres Stiftungskapital gefordert, was bei kleineren Initiativen meist nicht vorhanden ist. Ausserdem ist eine Stiftung „auf Ewigkeit“ eingerichtet und wird stark vom Stiftungsrat kontrolliert, was dem Charakter von demokratischen Initiativen eher widerspricht.
Arbeit ohne eingetragene Rechtsform
Eine Initiative kann auch ohne eine eingetragene Rechtsform tätig werden. Dies hat aber den Nachteil, dass dann alle Mitglieder gemeinsam für die Aktivitäten verantwortlich sind und auch einzeln haften (bei den oben genannten festen Rechtsformen ist die Haftung weitgehend über die Organisation geregelt und trifft Ehrenamtliche nur bei grober Fahrlässigkeit). Bei erfolgreicher Tätigkeit sind die Mitglieder einer Initiative ohne Rechtsform persönlich einzeln für die Einnahmen steuerpflichtig. Für die Vergabe umfangreicher Gelder werden Geldgeber*innen meist verlangen, dass die Initiative eine Rechtsform hat und klare Zuständigkeiten, um sicher zu stellen, dass es feste Ansprechpartner gibt, und dass die Gelder ordentlich verausgabt und korrekt abgerechnet werden. Falls eine initiative nicht selber eine Rechtsform annehmen möchte und „frei“ bleiben möchte, kann es sinnvoll sein, unter das Dach einer anderen Organisation zu schlüpfen und als Arbeitsgruppe dieser Organisation tätig zu werden. Das spart administrativen Aufwand bei der Initiative, verlagert aber die übergreifende Verantwortung und letztendlich auch die Entscheidung über Gelder und Projekte auf die Dachorganisation.
Gemeinnützigkeit
Interessant für Initiativen ist meistens die Beantragung der Gemeinnützigkeit beim Finanzamt, weil dann eine weitgehende Steuerbefreiung für die Tätigkeiten eintritt, und für eingeworbene Gelder eine Spendenquittung („Zuwendungsbestätigung“) ausgestellt werden kann. Für viele private Geldgeber*innen (aber nicht alle) ist eine Zuwendungsbestätigung wichtig. und für Stiftungen und öffentliche Förderung ist die Gemeinnützigkeit oft eine Fördervoraussetzung.
Die Gemeinnützigkeit wird unabhängig von der Rechtsform gewährt, ist also für alle der oben aufgeführten festem Rechtsformen möglich, aber nicht zwingend.